Donnerstag, 6. März 2014

EP # 6: Schmachtende Mädchenträume


„Intuition bezeichnet ein Wissen vor der Sprache, vor der Formulierbarkeit“, flüsterte Barbie, während sie und Ken ihre nicht vorhandenen Geschlechtsteile aneinander rieben. Ken schwieg, dachte sich aber seinen Teil. Er sehnte sich nach sensorischem Input. Warum gab es eigentlich kein Aufzeichnungssystem für Gerüche?

„Propaganda all is phony“, singt Bob Dylan. Lässt sich diese Aussage quantifizieren? Kann man durch Reduzieren der Phoniness der Propaganda ein Schnippchen schlagen? Eigentlich war Schmachtende Mädchenträume, die sechste Wohnzimmer-EP von My Rifle, My Pony & Me, als Konzeptalbum geplant, auf dem Allerweltshymnen ihres Pathos entkleidet und aufs Rudimentäre heruntergebrochen werden sollten. Ließ sich vielleicht arbeiten mit dem, was vom sonst Verachteten dann übrig blieb? Lässt sich nicht, stellte sich schnell heraus. My Heart Will Go On hinterlässt schon beim ersten Anstimmen einen pelzig-schimmeligen Belag auf der Zunge und One Moment In Time ist nach Abzug des Pathetischen überhaupt gar kein Song mehr.
Also eine Spur runtergeschaltet, zurück zum Wesentlichen, zu dem, was man mag: One Silver Dollar, im Original vorgetragen von Marilyn Monroe in Otto Premingers Western River of No Return (1954), Dolly Partons Gassenhauer Jolene und Katie Irvings I Never Dreamed Someone Like You Could Love Someone Like Me aus Brian de Palmas Carrie (1976). Songs von Frauen für Frauen (stimmt natürlich nicht wirklich: MM beglückt im Fluss ohne Wiederkehr ein rein männliches Publikum)! Gar nicht mehr ins Konzept passt Buddy Hollys Everyday, obwohl: Liebe?
Auf jeden Fall hat Frank (Amling) seine Stimme ein paar Oktaven tiefer gelegt und Christian (Ahl) bearbeitet seinen Kontrabass, als gäbe es kein Morgen. Bis dato das düsterste Werk von My Rifle, My Pony & Me. Wir wünschen viel Vergnügen!